Wann ist ein Streit toxisch? Ein Psychologe erzählt aus der Praxis.
Wann ist ein Streit toxisch? Ein Psychologe erzählt aus der Praxis.
6 Min. Lesezeit · 26. Juni 2024
6 Min. Lesezeit · 26. Juni 2024
Das erwartet Sie in unserem Artikel:
Ein Streit ist toxisch, wenn er von persönlichen Angriffen, Verallgemeinerungen und mangelnder Empathie geprägt ist. Toxische Streits eskalieren oft schnell und die Betroffenen klagen oft über permanente Erschöpfung und Ermüdung auf geistiger und körperlicher Ebene.
Als Psychologe der mit den unterschiedlichsten Paaren in der Vergangenheit gearbeitet hat kann ich berichten, dass toxische Streitereien das Vertrauen und die Intimität in einer Beziehung untergraben.
Nicht selten habe ich erlebt, dass toxische Streits langfristig zu emotionaler Distanz, einem Gefühl der Leere, oder sogar zur Auflösung der Beziehung oder der Ehe führen können.
Fragen, die meine Klienten bewegen sind:
In diesem Artikel möchte ich anhand von zwei Praxisbeispielen aufklären, was die Anzeichen sind und ab wann eine Paartherapie keinen Sinn mehr macht.
Ein Klient erzählte mir einmal: "Wenn meine Partnerin sagt 'Du bist einfach zu nichts zu gebrauchen!', fühle ich mich wie ein kleiner Junge, dem nichts gelingt."
Ich fragte ihn: "Was löst dieser Satz in Ihnen aus, hier und jetzt?"
Er schloss die Augen, atmete tief durch und antwortete nach einer Weile: "Ich spüre eine tiefe Traurigkeit in meiner Brust. Es ist, als würde sich alles in mir zusammenziehen. Das tut richtig weh!"
"Und wenn Sie an die Situation denken, in der dieser Satz zum ersten Mal fiel - was nehmen Sie da wahr?", fuhr ich fort.
Der Klient nahm sich Zeit, in sich hineinzuspüren.
"Damals war es eher Wut. Ich wollte zurückschlagen, ihr auch wehtun."
"Das ist sehr aufschlussreich. Können Sie mir mehr darüber berichten, was Sie denn mit dem 'kleinen Jungen, dem nichts gelingt' meinen? "
Klient: (zögert einen Moment) "Ja... es erinnert mich an meinen Vater. Er war sehr streng und hatte hohe Erwartungen. Egal wie sehr ich mich anstrengte, es schien nie gut genug zu sein."
"Meinen Vater war sehr streng... Egal wie sehr ich mich anstrengte, es schien nie gut genug zu sein."
"Ich verstehe. Und wenn Sie jetzt an diese Situationen mit Ihrem Vater denken, welche Gefühle nehmen Sie wahr?"
Er atmet tief durch und sagt mit einer leisen Stimme: "Hilflosigkeit. Einfach hilflos. Was soll ich dazu schon sagen. Naja, und eine Art... Scham. Als ob ich irgendwie falsch wäre. Kaputt, nicht richtig im Kopf."
"Diese Gefühle scheinen also wieder hochzukommen, als Ihre Partnerin diesen verletzenden Kommentar gemacht hat. Wie haben Sie denn die Tage danach erlebt?"
Klient: "Ich ziehe mich zurück. Ich werde ganz still und will einfach nur weg. So war es direkt danach. Die Tage darauf versuche ich nicht mit meiner Partnerin zu sprechen. Ich vermeide sogar zuhause zu essen. Es fühlte sich so an, als wäre ich wieder dieser kleine Junge, der seinem Vater nicht genügt."
"Das klingt nach einem sehr intensiven emotionalen Erleben. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Partnerin versteht, was dieser Satz in Ihnen auslöst hat?"
Klient: "Nein, ich glaube nicht. Ich habe ihr nie davon erzählt. Es ist mir irgendwie peinlich."
Geht es Ihnen genauso in Ihrer Partnerschaft?
Dann können wir gerne Ihre Situation in einem unverbindlichen Erstgespräch besprechen besprechen und herausfinden, welche Unterstützung für Sie sinnvoll ist.
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Patric Pförtner.
Das Beispiel zeigte mehrere Anzeichen eines toxischen Streitmusters:
In weiteren Sitzungen arbeiteten wir daran, wie der Klient in solchen Momenten seine Grenzen wahren und gleichzeitig konstruktiv kommunizieren kann. Ein wichtiger Schritt war, dass er lernte zu sagen:
"Wenn du das sagst, verletzt es mich. Ich brauche jetzt eine Pause, um mich wieder zu sortieren."
Das zweite Beispiel bezieht sich auf ein Paar, Sarah und Tom, die zu mir kamen, weil ihre Streitigkeiten regelmäßig außer Kontrolle gerieten. Sarah beschrieb eine typische Situation:
"Es fängt damit an, dass ich Tom bitte, mehr im Haushalt zu helfen. Er verdreht dann die Augen und sagt, ich solle nicht so pingelig sein. Das macht mich wütend, und ich werfe ihm vor, sich wie ein trotziges kleines Kind zu benehmen. Dann schreit er mich immer an, sagt mir, dass ich wie seine kontrollierende Mutter sei. Am Ende werfen wir uns Dinge vor, die Jahre zurückliegen und nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben."
Ich bat beide, mir zu beschreiben, was in ihnen vorgeht, wenn sie in dieser Spirale gefangen sind.
Tom sagte: "Ich fühle mich wie in die Enge getrieben. Mein Herz rast, und ich habe das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Dann brennt mir schon manchmal die Sicherung durch und ich schrei Sie so laut an, dass Sie zusammenzuckt."
Sarah ergänzte: "Bei mir ist es eine Mischung aus Frustration und Hilflosigkeit. Ich spüre einen Knoten im Magen und habe das Bedürfnis, endlich mal gehört und gesehen zu werden. Aber irgendwie funktioniert das so nie, wie ich mir das vorstelle."
Hier sehen wir weitere Anzeichen toxischer Streitkultur:
Trotz intensiver Arbeit gibt es Situationen, in denen eine Paartherapie an ihre Grenzen stößt. Anzeichen dafür sind:
Bei Sarah und Tom zeigte sich nach einigen Wochen, dass Tom nicht an einer Veränderung interessiert war. Er kam unregelmäßig zu den Sitzungen und war in den Gesprächen
In einem Einzelgespräch gestand er mir: "Ich weiß, dass ich Sarah verletze. Aber irgendwie ist mir das egal geworden."
Sie fühlen sich in Ihrer Beziehung nicht mehr wohl und vermuten, dass narzisstische Verhaltensweisen eine Rolle spielen?
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Patric Pförtner.
An diesem Punkt empfahl ich Sarah, für sich selbst zu entscheiden, ob sie diese Beziehung unter diesen Umständen fortführen möchte. Eine Paartherapie macht nur Sinn, wenn beide Partner bereit sind, an sich und der Beziehung zu arbeiten.
Im ersten Fall hingegen gelang es dem Paar, ihre Kommunikation, Muster und Intimität grundlegend zu verbessern. Sie lernten, respektvoll miteinander umzugehen und Konflikte konstruktiv zu lösen.
Der entscheidende Unterschied war die Bereitschaft zur Veränderung und das Engagement für die Therapie.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Toxische Streitkultur ist gekennzeichnet durch verletzende Kommunikation, schnelle Eskalation und das Aufwärmen alter, vergessener Konflikte.
Eine Paartherapie kann helfen, alte gelernte Muster zu durchbrechen - vorausgesetzt, beide Partner sind gewillt, an sich zu arbeiten.
Wenn diese Bereitschaft fehlt oder die Beziehung bereits zu stark beschädigt ist, kann es sinnvoller sein, die Therapie zu beenden und ggfs. getrennte Wege zu gehen.
Dann buchen Sie auch ein kostenfreies 20-minütiges Kennenlerngespräch per Videocall. Mit mir bekommen Sie einen Psychologen, der
Ich freue mich und verbleibe mit
Vorfreude,
Ihr Patric Pförtner
Aktualisiert am: 12. August 2024
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