Psychologe Patric Pförtner

Patric Pförtner

M.Sc. Psychologe, Doktorand

Menschen kämpfen oft um toxische Beziehungen aus einer Kombination vieler Faktoren wie Hoffnung auf Veränderung, Angst vor dem Scheitern und dem Alleinsein, sowie tief verwurzelten Schuldgefühlen. Hinzu kommt, dass ungesunde Beziehungsmuster zur Gewohnheit werden können, besonders wenn man sie aus der eigenen Herkunftsfamilie kennt und als "normal" empfindet. Letztlich halten viele an toxischen Beziehungen fest, weil das Bekannte, selbst wenn es schmerzhaft ist, weniger beängstigend erscheint als die Ungewissheit, die mit einer Trennung einhergeht.

Vielleicht kennen Sie diese Fragen auch:

  • Werde ich jemals jemanden finden, der mich so liebt, wie ich bin?
  • Bin ich überhaupt liebenswert?
  • Schaffe ich es alleine?

In diesem Artikel beschreibe ich nicht nur die Gründe weshalb wir an einer toxischen Beziehung krampfhaft festhalten, sondern gebe auch einen Einblick aus der Praxis. Zwei Paare, die unterschiedlicher nicht sein könnten, werden vorgestellt.

Als Psychologe begegne ich in meiner Praxis häufig Menschen, die in ungesunden Beziehungen gefangen sind. Ach ja, wenn Sie sich jetzt wundern wer ich bin, dann können Sie später hier gerne mehr erfahren.

Die Frage, warum sie trotz offensichtlicher Probleme an diesen Verbindungen festhalten, ist komplex, lässt sich oft aber auf einige Kernpunkte zurückführen:

  • Hoffnung auf Veränderung: Viele Menschen klammern sich an die Vorstellung, dass sich ihr Partner oder die Situation grundlegend ändern wird. Oft geht die Hoffnung auf Veränderung mit einem Gefühl der Leere einher, den desto länger wir Menschen hoffen, desto länger leiden wird. Hoffnung kann Leid verlängern!
  • Vermeidung von Scheitern: Das Eingeständnis, dass eine Beziehung gescheitert ist, kann als persönliches Versagen empfunden werden. Gerade Menschen in den Altersgruppen 35+ hegen einen starken Familienwunsch und hoffen, dass Ihr Partner doch bald zustimmt und die Familienplanung beginnen kann. An dieser Vorstellung wird sich dann oft geklammert, anstatt sich einen neuen Partner zu suchen und zu realisieren, dass die Realität eine andere war.
  • Starke Schuldgefühle: Der Gedanke, den Partner zu verlassen, löst oft intensive Schuldgefühle aus. "Ich habe versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten bei ihm/ihr zu bleiben. Wenn ich jetzt gehe, breche ich mein Versprechen.", auch häufig genannt: "Bestimmt habe ich nicht hart genug an der Beziehung gearbeitet. Es ist meine Schuld, dass es so weit gekommen ist.", oder "Was werden unsere Kinder denken, wenn ich die Familie auseinanderreiße? Ich werde ihnen das Herz brechen.".
  • Angst vor dem Alleinsein: Die Vorstellung, allein zu sein, kann beängstigender sein als in einer ungesunden Beziehung zu bleiben. "Was bin ich ohne meinen Partner? Was wird aus mir? Wer kümmert sich später wenn ich alt bin noch um mich?", dies sind oft Fragen, die unbeantwortet bleiben müssen (dürfen). Ein wohlwollender Tip von mir aus psychologischer Sicht: Erlauben Sie sich mit offenen Fragen leben zu lernen.
  • Gewohnheit: Selbst toxische Muster können zur Komfortzone werden, aus der auszubrechen schwerfällt. Laut AOK zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass die Entwicklung einer neuen Gewohnheit im Durchschnitt etwa zwei Monate in Anspruch nimmt. Genauer gesagt ergab eine Studie einen Zeitraum von 66 Tagen. Diese Erkenntnis unterstreicht, dass die Bildung neuer Gewohnheiten ein Prozess ist, der Zeit und Beständigkeit erfordert. Manche Menschen sind aber einfach nicht beständig und wollen es auch nicht sein, weshalb die Gewohnheit toleriert wird, anstatt Verantwortung zu übernehmen.
  • Prägung durch die Herkunftsfamilie: Menschen aus dysfunktionalen Familien haben oft nur leidvolle und schmerzhafte Beziehungen zu ihren ersten Bezugspersonen kennengelernt und halten diese eventuell sogar für normal.

Diese Faktoren wirken oft zusammen und schaffen ein komplexes Geflecht aus emotionalen Bindungen, Ängsten und erlernten Verhaltensweisen. Um diese Dynamiken zu veranschaulichen, möchte ich zwei Fallbeispiele aus meiner psychologischen Praxis schildern:

Klein, wertlos, unsichtbar: Wenn Kritik alte Wunden aufreißt

Sarah ist 32, und Tom ist gerade 35 geworden. Beide kamen wegen ständiger Konflikte in ihre Beziehung in meine Praxis. Bereits in der ersten Sitzung wurde die Spannung zwischen ihnen deutlich:

Sarah: "Ich kann einfach nichts richtig machen. Egal was ich tue, Du findest immer etwas ... !"

"Ich kann einfach nichts richtig machen... Ich bin wertlos. Klein."

Tom: (unterbricht) "Das stimmt doch gar nicht! Du bist einfach überempfindlich und nimmst alles persönlich."

Ich: "Lasst uns mal eine Pause einlegen und zwei Schritte zurückgehen. Frau F., wie fühlt sich das an, wenn Ihr Partner Sie kritisiert?"

Sarah: (leise) "Klein. Wertlos. Als ob ich es nicht verdient hätte, geliebt zu werden."

Im Laufe der Sitzungen wurde deutlich, dass Sarah aus einer dysfunktionalen Familie stammte, in der emotionaler Missbrauch an der Tagesordnung war. Toms Verhalten öffnete alte Wunden, die lange vergessen waren.

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In einer späteren Sitzung fragte ich Sarah: "Was glauben Sie, warum Sie trotz der Probleme an der Beziehung festhalten?"

Sarah: (zögernd) "Ich ... ich glaube ... , tief in mir glaube ich, dass ich nichts Besseres verdient hab. Und vielleicht ... vielleicht kann ich Tom ja noch ändern, wenn ich mich nur genug anstrenge."

Tom wiederum hatte in der Vergangenheit nie gelernt, seine Emotionen gesund auszudrücken. Seine Kontrollversuche waren Ausdruck tiefsitzender Verlustängste.

Tom: "Wenn ich Sarah nicht ständig sage, was sie falsch macht, wird sie sich nie bessern. Ach, Sie wird mich sowieso verlassen. Alle verlassen mich irgendwann."

Ich: "Lieber Herr P., das sind nun ein paar Knaller, die Sie hier von sich lassen. Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Verhalten das bewirkt, was Sie am meisten fürchten?"

Tom: (nachdenklich) "Ich ... ich habe das noch nie so gesehen."

Durch intensive Paargespräche gelang es beiden, ihre individuellen Muster zu erkennen und daran zu arbeiten. Sie entschieden sich letztendlich, getrennte Wege zu gehen, aber mit einem besseren Verständnis für seine eigenen Bedürfnisse.

Wie ein Paar nach einer Affäre wieder zueinander fand

Michael (45) und Lisa (42) waren seit 15 Jahren verheiratet. Sie kamen in meine Praxis, weil Lisa eine Affäre hatte und nicht wusste, ob sie die Ehe fortführen wollte.

Lisa: "Ich weiß, dass es falsch war, eine Affäre zu haben. Aber zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich wieder lebendig, gesehen, gehört. Eben am Leben!"

"... zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich wieder lebendig, gesehen, gehört."

Michael: (bitter, fast zynisch) "Und ich? Zähle ich gar nicht? Wir haben eine Familie, Lisa! Denk doch mal an unseren Sohn. Was hast du ihm nur angetan?"

Ich: "Herr G. gemach, gemaaaach. Sie schreiten sehr schnell voran. Ich habe Schwierigkeiten Sie nachzuvollziehen. Wie würden Sie Ihre Beziehung vor der Affäre beschreiben?"

Michael: (seufzt) "Ehrlich gesagt... leer. Wir funktionierten nebeneinander her, aber es gab keine echte Verbindung mehr. Selbst beim Essen haben wir nichts mehr gesprochen. Das ging Jahre so."

In den Gesprächen stellte sich heraus, dass Michael und Lisa seit Jahren in einer Art "Komfortzone der Unzufriedenheit" lebten.

Beide fühlten sich vernachlässigt und missverstanden, hatten aber aus Angst vor Veränderung und dem Unbekannten nie wirklich daran gearbeitet.

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Lisa: "Ich wusste, dass etwas fehlte, aber ich hatte Angst, es anzusprechen. Was, wenn Michael mich nicht mehr liebte? Was, wenn unsere ganze Ehe eine Lüge war? Was, wenn ..."

Michael: (unterbricht höflich) "Ich flüchtete mich in die Arbeit. Es war einfacher, lange im Büro zu bleiben, als nach Hause zu kommen und die Stille zwischen uns zu spüren. Das hat mich aufgegessen. Das war mir so unangenehm."

Trotz des Vertrauensbruchs kämpften beide um ihre Ehe. Sie realisierten, dass sie jahrelang ihre eigenen Bedürfnisse und die des Partners ignoriert hatten. Die Krise wurde zum Wendepunkt.

Drei Monate später in unserer letzten Sitzung fragte ich: "Was lässt Sie trotz allem an Ihrer Ehe festhalten?"

Lisa: "Die Erinnerung daran, wie es am Anfang einmal war. Vor unserem Sohn, da waren wir so ein gutes Paar. Die Hoffnung, dass wir das wiederfinden können."

Michael: "Und die Erkenntnis, dass wir beide Fehler gemacht haben. Dass wir beide daran arbeiten müssen, nicht nur Lisa. Deswegen bin ich auch jeden Mittwoch nur noch bis 10 Uhr im Geschäft und schmeiße den Haushalt und koche uns das Essen für die Woche vor."

Lisa lacht und schmunzelt.

Welch ein schönes Ende. Das hat mich als Psychologe besonders gefreut und auch ich schmunzle, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen durfte.

Unterm Strich: Durch intensive Paartherapie lernten Michael und Lisa, offen zu kommunizieren, Verantwortung für ihre Gefühle zu übernehmen und aktiver Ihren Alltag gestaltet und an ihrer Beziehung fortwährend zu arbeiten. Es war ein anstrengender Prozess, mit Up and Downs, aber sie schafften es, ihre Ehe auf eine neue, gesündere Basis zu stellen.

Lesen Sie zum selben Thema einen weiteren Beitrag von mir: Die dunkle Seite der Liebe: Alles über toxische Beziehungen

Ein kleines Fazit

Meine Beispiele zeigen, wie komplex die Gründe für das Festhalten an toxischen Beziehungen sein können. Oft spielen frühe Prägungen, Ängste und unbewusste Muster eine große Rolle.

Der Weg aus solchen Strukturen erfordert Mut, Selbstreflexion und oft professionelle Unterstützung.

Doch es lohnt sich – sei es für ein gesünderes Miteinander oder für persönliches Wachstum jenseits der Beziehung.

PS: Alle Fallgeschichten sind real, jedoch so verfremdet, dass kein Rückschluss auf meine Klienten möglich ist. Somit ist die Vertraulichkeit stets gewahrt.

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  • Ihnen Raum gibt
  • Ihre Gedanken ordnet
  • Ihre Veränderung einfühlsam begleitet.

Ich freue mich und verbleibe mit

Vorfreude,

Ihr Patric Pförtner



Aktualisiert am: 12. August 2024


Magazin Beziehung


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